Waveguide

Wer sich länger mit der Entwicklung von Lautsprechern beschäftigt wird feststellen, dass neben dem Frequenzgang, Klirrverhalten und anderen Parametern, das Abstrahverhalten eines Lautsprechers mit für seine Klangcharakteristik verantwortlich ist.

So ist meiner Meinung nach das oft zu hörende präzise Abbildungsverhalten von Konzepten mit Breitbändern auf das gleichmässige und höhere Bündelungsverhalten des verwendeten Chassis zurückzuführen, ein Indikator dafür ist ein enger Sweetspot.

Warum ein Waveguide? Bei der z.B. typischen Kombination eines 17er Tiefmitteltöners mit einer 25mm Kalotte entsteht im Übernahmebereich eine Sprungstelle im Abstrahlverhalten. Dies bedeutet, der Tiefmitteltöner fängt auf Grund seines Membrandurchmessers, welcher zunehmend der Wellenlänge der abzustrahlenden Frequenz entspricht, an zu bündeln. Die 25mm Kalotte, die sich bei der Übernahmefrequenz am unteren Ende ihres Arbeitsbereichs befindet, bündelt noch nicht und strahlt in die Breite.

Der Waveguide, ein kurzer Hornvorsatz, soll nun das Abstrahlverhalten des Hochtöners an das des Mitteltieftöners anpassen. Dazu sind einige Experimente nötig bis die richtige Form gefunden ist.

Das Thema beschäftigte mich über Jahre, die Ergebnisse der Messungen waren vielversprechend. Durch den Hornvorsatz fällt der F-Gang des Hochtöners mit zunehmder Frequenz ab und muss daher entzerrt werden, im unteren Frequenzbereich wird der HT dadurch entlastet.

Ich entzerrte den Lautsprecher mit WG mittels DSP auf 30 Grad und auf den gleichen F-Gang ohne WG. Die Messergebnisse mit WG sehen natürlich über alle Achsen betrachtet besser aus, Kanteneinflüsse der Schallwand werden durch den WG ausgeblendet, aber wie klingt es?

Es kommt stark auf die gespielte Aufnahme an, der Waveguide steigert die Präzision der Wiedergabe einzelner Schallereignisse. Auch ist die Entlastung des HTs, z.B. bei verzerrten Gitarren, deutlich zu hören.
Die Ausdehnung der einzelnen Schallereignisse wird durch den WG geringer. Dies kann bei Monopunktaufnahmen, die keine Rauminformation besitzen, z.B. zu Sänger/Sängerinen führen mit einer gefühlten Ausdehnung einer Erbse. Die komplette räumliche Ausdehnung des Klangbildes ist ebenfalls geringer.

Mittlerweile hörte ich mal ein Jahr mit WG, dann wieder ohne, so ging dies sicher viermal hin und her. Zur Zeit höre ich wieder ohne WG und entschied mich für die Pseudoräumlichkeit durch die Sprungstelle im Abstrahverhalten.